Niederländisches Ehrenfeld

Das Niederländische Ehrenfeld auf dem Friedhof Stoffeln ist die größte Begräbnisstätte für identifizierte niederländische Kriegstote des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Es wurde am 12. Juli 1956 eingeweiht und dient 1.230 Niederländer:innen als letzte Ruhestätte. Viele davon arbeiteten in Deutschland, sie starben nicht nur aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen oder Misshandlungen, sondern z.B. auch bei Bombenangriffen oder bei den Kämpfen während des Vormarsches der Alliierten in Deutschland 1945. Eine Liste der Namen und ein Kondolenzbuch sind vor Ort verfügbar und auch online einsehbar.

Die Stiftung Niederländische Kriegsgräberfürsorge hat Grabsteine für die Kriegstoten sowie eine Gedenksäule mit den Namen der Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald, Groß-Rosen, Lublin, Mittelbau, Ravensbrück, Sachsenhausen, Sobibor, Stutthof, Treblinka und Warschau errichtet, um den 104.000 Niederländer:innen zu gedenken, die in diesen Lagern ermordet wurden. Zusätzlich erinnern auf dem Gelände vier Tafeln mit 483 eingravierten Namen an die Toten, deren Gräber nicht bekannt sind oder die in Massengräbern beigesetzt wurden. Jährlich findet am 4. Mai – dem niederländischen Gedenktag für die Toten des Zweiten Weltkriegs – eine Gedenkfeier am Ehrenmal statt.

Arbeitsdienst und Zwangsarbeit

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden mehr als 500.000 Niederländer:innen zum Arbeitseinsatz von den Deutschen herangezogen. Ungefähr 8%, also mindestens 40.000 davon waren Frauen. Die Niederlande waren offiziell ein neutraler Staat – eine Strategie, mit der sich das Land schon erfolgreich aus dem Ersten Weltkrieg gehalten hatte – als sie in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1940 von Deutschland überfallen wurden. Nach nur fünf Tagen am 15. Mai kapitulierte die niederländische Regierung. Es folgte eine fünfjährige Besatzungszeit, die insbesondere für die jüdische Bevölkerung, aber auch viele andere Gewalt, Verfolgung und Tod bedeutete. Die niederländische Mehrheitsgesellschaft wurde, solange sie keinen Widerstand leistete, nicht verfolgt, im Gegenteil, viele Niederländer:innen kollaborierten mit den Nationalsozialisten, ca. 25.000 schlossen sich sogar als Freiwillige der Waffen-SS an. Damit stellten die Niederlande nicht nur relativ, sondern auch absolut gesehen die größte Zahl von ausländischen Freiwilligen in der Waffen-SS.

Im Gegensatz zu Soldaten aus anderen besetzten Staaten, wurden die niederländischen Kriegsgefangen nach der Kapitulation 1940 nahezu unverzüglich freigelassen und nicht zur Zwangsarbeit herangezogen. Allerdings wurden 1942 Berufs- und Unteroffiziere aufgefordert, sich innerhalb von drei Tagen bei den deutschen Behörden zu melden, um sie erneut in Kriegsgefangenschaft zu nehmen. Ein Jahr später, im April 1943 wurden dann alle Niederländer im wehrpflichtigen Alter einberufen. Die Einberufung löste eine Protestwelle aus, die in einem Streik – die sogenannte April-Meistaking – gipfelte, der größte Protest im Ganzen durch Nazi-Deutschland besetzten Europa. Letztendlich wurden 11.000 der 300.000 Wehrpflichtigen nach Deutschland deportiert. Die übrigen entzogen sich der Deportation, unter anderem durch Untertauchen. Danach führten die Besatzer, zusammen mit den örtlichen Arbeitsämtern, teilweise sehr brutale Razzien durch und setzten die Bevölkerung massiv unter Druck, so dass sich auch viele freiwillig zum Arbeitseinsatz meldeten. Schon zuvor hatten die Deutschen Niederländer:innen für den freiwilligen Arbeitseinsatz geworben und Arbeitslose gezwungen, sich zu melden. Es ist deshalb oft nicht einfach zu sagen, ob es sich um Zwangsarbeiter:innen oder Freiwillige aus dem Arbeitseinsatz handelt. Niederländische Zwangsarbeiter:innen wurden in allen Bereichen, überwiegend jedoch in der Metall- und Rüstungsindustrie eingesetzt. Einige sogar in deutscher Uniform. So dienten manche als uniformierte Hilfssoldaten in der deutschen Flugabwehr. Andere – manche freiwillig, andere unfreiwillig – schlossen sich als Fahrer dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) an. Darüber hinaus wurden Tausende als sogenannte SS-Frontarbeiter (SS-FA) im besetzten Osteuropa eingesetzt, z.B. um Schützengräben auszuheben.

Literatur

Clemens von Looz-Corswarem (Hrsg.). Zwangsarbeit in Düsseldorf. »Ausländereinsatz« während des Zweiten Weltkriegs in einer rheinischen Großstadt. Essen, 2002.

Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerung und Geschichte, „Die nationalsozialistische Zwangsarbeit – Hintergrundinformationen.“ (Link)

Nationaal Comité 4 en 5 mei. „Nederlandse dwangarbeiders in Duitsland.“ (Link)

Verzets Museum. „Dwangarbeid. ‚Vrijwillig‘ in Duitsland werken.“ (Link)

Bundeszentrale für politische Bildung. „NS-Zwangsarbeit. Lernen mit Interviews.“ (Link)

Jörg Echternkamp. „Europa unter nationalsozialistischer Besatzung,“ bpb. (Link)

Anne frank house. „Der deutsche Überfall auf die Niederlande.“ (Link)