KZ-Außenlager Stoffeln

Anfang Oktober 1942 wurde im KZ Sachsenhausen die I. SS-Baubrigade aufgestellt. 1.000 Häftlinge wurden nach ihren beruflichen Qualifikationen ausgewählt. Am 13. Oktober wurde die Brigade nach Duisburg verlegt. Dort wurde sie geteilt und 500 Häftlinge nach Düsseldorf in das neue Außenlager Stoffeln gebracht. Somit waren KZ-Häftlinge für alle Düsseldorfer:innen sichtbar, einerseits weil sie im ganzen Stadtgebiet zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, andererseits weil sich das Lager in unmittelbarer Nähe zur Gaststätte Haus Kolvenbach befand. Das ungefähr einen Hektar große Areal wurde mit Stacheldrahtzaun umfasst und von großen Leuchtmasten erhellt. Die Insassen wurden in acht Baracken untergebracht. Bewacht wurde das Lager von Einheiten der SS, die nachts von der Düsseldorfer Schutzpolizei unterstützt wurden.

Ein Großteil der Häftlinge stammte aus der heutigen Ukraine, Polen und Russland und zählten zur Kategorie der sogenannten „politischen Häftlinge“. Die meisten deutschen Häftlinge galten als sogenannte „Berufsverbrecher“. Außerdem gab es einen überproportional großen Anteil an Zeugen Jehovas die im Lager interniert waren. Während ihres Arbeitseinsatzes wurden die Häftlinge im Düsseldorfer Stadtgebiet vor allem zur Trümmerbeseitigung in Folge des Bombenkrieges eingesetzt. Trotz der harten körperlichen Arbeit war die Versorgung der Häftlinge völlig unzureichend, sodass Hunger, Erschöpfung und Krankheit Teil des Lageralltags wurden. An den unzureichenden Rationen bereicherte sich die SS zudem durch illegale Verkäufe. Gewalt war allgegenwärtig. Zum einen kam es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen den Häftlingen selbst, zum anderen prägten willkürliche physische und psychische Misshandlungen bis hin zu Morden durch das Wachpersonal das Leben im Lager.

In den wenigen Monaten bis zur Auflösung des Lagers Stoffeln am 21. Februar 1943 kamen 111 der ca. 600 Häftlinge ums Leben bzw. wurden ermordet.

Eines der ersten Opfer war Helmut Grundmann. Er wurde am 08.07.1897 in Dresden geboren. Seine spätere Frau Martha Barwick begeisterte ihn für die kommunistische Bewegung. Zusammen lebten sie ab 1932 in Leipzig, wo Helmuth in der Güterabfertigung des Leipziger Bahnhofs arbeitete. Zusammen bekamen sie zehn Kinder. Mit Beginn des Kriegs trafen sie sich immer häufiger mit Gleichgesinnten, lauschten gemeinsam den „Feindsendern“ am Radio oder versorgten ab und zu sowjetische Kriegsgefangene mit Lebensmitteln und Zigaretten. Ihre Tätigkeit gegen das Regime führte 1941 wohl zum Verlust ihrer Wohnung. Als Helmuth 1942 sich auf der Arbeit abfällig gegenüber dem Regime äußerte und verweigerte Luftschutzdienst zu leisten, zeigte ihn ein Vorgesetzter bei der Gestapo an. Trotz seiner Kündigung wurde Helmuth Grundmann noch an seinem Arbeitsplatz festgenommen und von der Gestapo Leipzig in Untersuchungshaft genommen. Am 2. Oktober 1942 wurde er in KZ Sachsenhausen deportiert und kurze Zeit später zur I. SS Baubrigade verlegt. Am 1. November 1942 starb Helmuth Grundmann im Außenlager Stoffeln in Düsseldorf. Bis 2015 blieben die genauen Hintergründe seiner Verhaftung und Ermordung unklar, bis sich seine Tochter Elli an die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf wandte und zu ihrem Vater recherchierte.

Literatur

Peter Henkel. Die Düsseldorfer KZ-Außenlager. Der Einsatz von KZ-Häftlingen in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945. Kleine Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Düsseldorf, 2016.