Ein Stadtteil und sein Park

Der Volksgarten

Die Entstehung des Volksgartens ging einher mit der voranschreitenden Industrialisierung Düsseldorfs insbesondere der Stadtteile Oberbilk und Bilk. Mitte des 19. Jahrhunderts verändert sich das Viertel durch die vermehrte Ansiedlung von Industrie und der Eisenbahn: in den Jahren 1838 – 1841 verlegen private Investoren eine Eisenbahntrasse von Düsseldorf nach Elberfeld, ab 1845 baute auch die Kölner-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke durch Oberbilk.

Entlang der Trasse siedelten sich nicht nur die Industriebetriebe, sondern auch die Arbeiter an. Der Bau des neuen „Central Personen Bahnhofs“ (Hauptbahnhof) bedeutete eine räumliche Abgrenzung von Düsseldorf. Das rasante Wachstum hatte zur Folge, dass Oberbilk im 19. Jahrhundert eines der am schlechtesten ausgestatteten Wohngebiete Düsseldorfs wurde. Schwerindustrie wie die Kesselwerke Piedboef in der Werdener Straße, Press- und Walzwerk in der Stahlwerkstraße, Vereinigten Röhrenwerke (Phönix) und Schiess-Defries in der Kölner Straße und die Maschinenfabrik Delimon in der Industriestraße, machten einen Großteil der Betriebe aus und prägten den Stadtteil nachhaltig.

Aber nicht nur Oberbilk wuchs Ende des 19. Jahrhunderts – ganz Düsseldorf expandierte. In dieser Zeit wurden mehrere Parks geplant um die Lebensqualität in den Industriestadtteilen aufzuwerten. 1891 kaufte deshalb die Stadt der Grafenfamilie Arenberg 11 Hektar Land ab, auf dem der Volksgarten als Naherholungsgebiet angelegt wurde. Nahezu gleichzeitig entstanden sowohl der Ost- und der Florapark, als auch der Düsseldorfer Zoo.

Oberbilk

Als Industriestadtteil war Oberbilk, Arbeiter:innenstadtteil, deshalb verwundert es nicht, dass es eine starke Arbeiter:innenbewegung gab. Politisch war die KPD, mit ihrer Zentrale in der Kölnerstraße 44, die stärkste Kraft im Viertel. In den 20er und frühen 30er Jahren waren Auseinandersetzungen auf der Straße, aber auch im Volksgarten an der Tagesordnung. Gewalttätige Ausschreitungen zwischen Stahlhelm, Nationalsozialisten und Kommunisten sowie Polizei fanden regelmäßig statt. Die Weltwirtschaftskrise verstärkte die Not, Arbeitslosigkeit und den Hunger der Menschen im Viertel. In Düsseldorf wurde die KPD bei den Reichstagswahlen 1928 und 1932 mit Abstand stärkste Kraft.

Straßenkampf

Am 19. März 1931 trafen 700 bis 800 Kommunist:innen mit der Polizei an den Bahnunterführungen Volksgarten und Hüttenstraße zusammen, die auf dem Weg waren, vor dem Ständehaus, dem preußischen Provinziallandtag zu demonstrieren. Die Polizei riegelte den Stadtteil an den Engpässen der Bahnunterführungen ab. Einige Polizisten wurden bei den folgenden Ausschreitungen durch geworfene Steine und Messerstiche verletzt. Die Polizei eröffnete das Feuer auf die Menge, sodass 7 Personen verletzt wurden, drei davon schwer. Am selben Tag gab es auch einen Messerangriff auf ein NSDAP-Mitglied im Volksgarten und weitere Kundgebungen auf dem Oberbilker Markt. Der beim vorherigen Zusammenstoß durch einen Bauchschuss tödlich verwundete Arbeiter Hubert Hansen wurde zusammen mit dem erschossenen Arbeiter Marzi eine Woche später unter Begleitung von ca. 6.000 Personen auf dem Stoffeler Friedhof beigesetzt.

Literatur

Bastian Fleermann, Hildegard Jakobs. Herrschaft der Gewalt. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 in Düsseldorf. Kleine Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Düsseldorf, 2013.